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Die Biereley

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(nach Heinrich Heine »Das Lied von der Lore-Ley«)

Ich weiß nicht, was soll es bedeuten,
Dass ich so trinkfest bin;
Die Mahnung von nüchternen Leuten,
Die kommt mir nicht in den Sinn.

Die Luft ist kühl, und es dunkelt,
Und schluckweise fließet das Bier;
Am Nachbartisch man schon munkelt:
»Der hockt schon seit Nachmittag hier!«

Und hinter der Theke, da sitzet
Die Anni ganz wunderbar;
Ihr goldener Eckzahn, der blitzet,
Sie fährt sich durchs goldblonde Haar.

Jetzt kommt sie mit vollem Tablette
Und trällert ein Liedchen dabei;
Ich hätt’ sie ganz gern mal im Bette,
Doch das sag ich nur nebenbei.

Ich sitze nun friedlich beim Schlucken,
Und glücklich ganz ohne Weh;
Nach oben muss ich nicht gucken,
Für mich ist die Welt jetzt okay.

Ich glaube, den Abend verschlingen
Bald Vorwürfe gänzlich allein;
Die Loreley kann so schön singen,
Ganz anders klingt das daheim.

Günther Knauf, Arnstadt, Thüringen

Der Beitrag Die Biereley erschien zuerst auf ZEIT der Leser.


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